Wie wird Bewegung zu Yoga?
Beim Yoga geht es um die Einheit von Körper, Geist und Seele. Akzeptieren Sie Ihren „Ist-Zustand“, freuen Sie sich immer über das was geht und lamentieren Sie nicht über das, was nicht geht. Der Weg ist das Ziel, freuen Sie sich und begeben Sie sich auf die Reise. Genießen Sie die Vollkommenheit und Ästhetik jeder kleinen oder großen Bewegung. Fühlen Sie die Freiheit und Zeitlosigkeit im „Hier und Jetzt“.
Beim Yoga-Üben geht es um Sie. Es ist völlig egal, was die Person auf der Matte neben Ihnen macht. Achten Sie auf sich selbst – auf Ihren Körper, Ihren Atem und Ihren Geist.
Im Yoga geht es nicht ums äußere Erscheinungsbild. Wenn Sie in einem Raum mit Spiegel üben, benutzen Sie diesen nur um Ihre Haltung zu optimieren – dann ignorieren Sie ihn wieder – lernen Sie, sich auf Ihr Körpergefühl zu verlassen.
Yoga ist keine passive Übungspraxis – kein „Abhängen“ in einer Übung. Ausgleich, Stabilität, Flexibilität und Entspannung ergeben sich, wenn Sie bestimmte Muskeln und Muskelketten selektiv bearbeiten, d.h. kräftigen oder entspannen – je nach dem, was der Körper gerade benötigt. Wie Sie diese Muskeln aktivieren ist eine lange, nie endende Reise. Viel Spaß dabei!
Im Yoga geht es vor allem darum, dass Sie wieder lernen auf Ihren Körper zu hören. Eine kleine Herausforderung kann von Zeit zu Zeit ganz gut sein. Aber bei dieser Praxis geht es nicht darum, sich übermäßig zu fordern, geben Sie Ihrem Körper Zeit und Raum, damit er sich entwickeln kann. Wir loten immer wieder unsere Grenzen aus und erweitern sie, Schritt für Schritt. Beim regelmäßigen Üben von Asanas stellt sich der Fortschritt ganz allmählich ein, Millimeter um Millimeter. Yoga ist eine Praxis – ein Weg, keine Perfektion.
Im Yoga geht es nicht in erster Linie darum, bestimmte Haltungen einnehmen zu können. Es kann ja durchaus Spaß machen und auch eine Inspiration sein, auf ein Ziel hin zu arbeiten, aber wenn Sie sich zu sehr anstrengen, oder zu schnell vorwärts stürmen, kommt Ihnen das nicht zugute. Lernen Sie Asanas an Ihre momentane Verfassung anpassen, üben Sie Muskelaktivierung und die „Bandhas“ (energetische „Verschlüsse“). Akzeptieren Sie die anatomische Tatsache, dass sich nicht alle Körper für alle Haltungen eignen. Wir haben alle einen unterschiedlichen Körperbau und einen unterschiedlichen Bewegungsradius. Das ermöglicht bzw. schränkt bestimmte Haltungen ein. Verfallen Sie im Yoga nicht der westlichen, resultatorientierten Denkweise: – schneller – höher – weiter. Versuchen Sie sich mit der Yogaweisheit von Sri T. Krishnamacharya anzufreunden – die Wirkung einer Asana kommt vor deren endgültiger Form – manchmal ist weniger wesentlich mehr!
Der Weg des Yoga steht in einem deutlichen Kontrast zu unserem westlichen Lebensstil. Wir rennen in kurzen Atemzügen vorwärts, stehen oder sitzen mit geschlossenen Hüften und verengter Brust. Yoga im Alltag anzuwenden bedeutet, unser Tempo zu verlangsamen, unseren Atem bewusster wahrzunehmen, ihn zu führen und zu lenken. Öffnen Sie Ihre Hüfte und Ihre Brust, entspannen Sie Ihren Schultergürtel und stärken Sie Ihren Rücken. Erden Sie sich und spüren Sie gleichzeitig die Verbindung durch die Füße zur Erde und durch den Scheitel zum Himmel. Eine weitere Yogaweisheit ist – der Atem führt die Bewegung. Wenn Sie zu früh eine Yogastunde für Fortgeschrittene besuchen, überfordern Sie Ihren Körper, Ihren Atem und Ihren Geist, auch wenn einige Haltungen noch so einfach zu sein scheinen. Wir könnten damit unsern Körper traumatisieren.
Wenn Yoga für Sie neu ist, besuchen Sie einen Anfängerkurs, oder einen Yogakurs der auch für Anfänger ausgelegt ist. Ihr Lehrer sollte qualifiziert sein, Ihnen die nötigen Anpassungen zu zeigen. Ein sehr guter und sicherer Einstieg bietet auch der Einzelunterricht. Hier ist der Yogalehrer nur für Sie da und zeigt Ihnen mit Geduld und Einfühlungsvermögen genau, worauf Sie in den Übungen achten sollten und wie Sie Übungen für sich anpassen können, damit Sie sich gut und sicher fühlen. Wenn Sie möchten, kann der qualifizierte Yogalehrer zusammen mit Ihnen ein auf Ihre Bedürfnisse angepasstes Übungsprogramm erarbeiten und aufzeichnen. Damit haben Sie auch zu Hause etwas in der Hand als Gedächtnisstütze, damit Sie für sich zu Hause mit Freude sicher üben können.
Videos oder Online-Unterricht sind eine sehr gute Gelegenheit, neue Haltungen, Übungsabfolgen oder Lehrer zu entdecken. Diese Medien sind aber meist ungeeignet für jemanden, der noch keinen Anfängerkurs besucht hat oder noch nie mit einem Lehrer im Einzelunterricht gearbeitet hat. Die Gefahr von Verletzungen oder längerfristigen Schäden durch unsachgemäßes Üben von Yogastellungen ist größer als Sie vielleicht denken.
Sie kennen Ihren Körper besser als jeder andere. Im Yoga (und eigentlich auch im Alltag oder im Beruf) geht es darum, dass wir lernen unsere innere Stimme wieder wahrzunehmen. Diese hilft uns unsere Grenzen zu erkennen, dann liegt es an uns sie zu akzeptieren und in Achtsamkeit unseren Körper in Raum und Zeit zu entdecken!
Was geht gerade in Ihrem Körper vor? Haben Sie Verspannungen oder Schmerzen, eine Verstauchung oder Zerrung? Hatten Sie einen chirurgischen Eingriff, haben Sie künstliche Organe oder Gelenke? Sind Sie schwanger? Leiden Sie an einer chronischen Krankheit? Bitte teilen Sie mir das vor Beginn des Unterrichts mit, damit ich die Übungen bestmöglich an Ihre Bedürfnisse anpassen kann.
Wenn ich etwas eingehender erklären soll, fragen Sie einfach! Ich bin immer vor und nach dem Unterricht für Sie da und beantworte gerne Ihre Fragen. Wenn ich die Antwort nicht weiß, werde ich sie herausfinden!
Es gibt eigentlich zu jeder Haltung eine Anpassung. Wenn Sie noch nicht in der Lage sind, eine bestimmte Haltung einzunehmen, wählen Sie bitte eine abgewandelte Form! Falls Sie noch keine kennen, fragen Sie mich. Wenn Sie sich nicht die Zeit nehmen, um allmählich Raum in ihrem Körper zu schaffen, die notwendige Kraft und Stabilität aufzubauen und die Anpassungen zu üben, um schließlich den vollen Asana zu praktizieren, ist das so, als ob Sie ein Hochhaus in einer Sumpflandschaft bauen, ohne statische Berechnungen, ohne Armierung in Fundament, Wände und Decken.
Ich kann Ihnen Hilfsmittel anbieten, aber Ihr Körper gehört Ihnen. Wenn Sie etwas anderes brauchen oder sich etwas nicht richtig anfühlt, sagen Sie es mir bitte sofort. Wir werden sicherlich eine Lösung finden.
Physische Hilfsmittel wie Decken, Kissen, Yogaklötze, ein Stuhl, eine Wand oder Gurten sind äußerst hilfreiche Unterstützungen, die Ihnen helfen Yogastellungen so einzunehmen, damit sie ohne Gewalt oder übermäßige Anstrengung ausgeführt werden können. Wir zeigen mit einer solchen Anwendung Intelligenz, wir haben verstanden, dass wir in diesem Prozess keinen Schritt überspringen können, ohne uns Schaden zuzufügen. Unser Körper ist sehr intelligent, die Erinnerungsfähigkeit der Muskeln wird uns später immer wieder dahin führen, dass wir „von selbst“ an diese tieferen Stellen gelangen.
Haben Sie keine Angst vor Ihrem Atem! Er ist „Ihr goldener Schlüssel“, sowohl im Yoga, als auch in Ihrem Leben. Erforschen Sie ihn und hören Sie auf ihn! Dehnen Sie mit seiner Hilfe Ihren Körper und klären Sie Ihren Geist!
Durch Unachtsamkeit und übermäßigen Ehrgeiz beim Üben laufen Sie Gefahr, dass Sie sich auch beim Yoga-Üben verletzen können. Befolgen Sie die oben genannten Ratschläge und minimieren Sie dadurch Ihr Verletzungsrisiko.
Wenn Sie 3-mal wöchentlich oder öfter Yoga praktizieren oder auch wenn Sie weniger oft, dafür aber intensiver üben wollen, lohnt sich die Anschaffung einer guten Yogamatte. Üben Sie auf qualitativ hochwertigen Matten die rutschfest sind, Ihnen einen sicheren Stand, eine gute Dämpfung für Ihre Knie und Ihren Rücken bieten und frei sind von gesundheitsschädigenden chemischen Zusatzstoffen.
Viel Spaß! Yoga ist das Übungsfeld für Ihre persönliche körperliche und geistige Entwicklung!
(von Hannah Siegle und Christoph Kraft, im Februar 2012)